Bis zu 400.000 Nadeln trägt der Durchschnittstannenbaum von zwei Metern Höhe. Hauptbestandteile der Nadeln sind Zellulose, ätherische Öle sowie Wasser. Dies gilt zumindest für den ungeschlagenen Baum. Viele Weihnachtsbäume werden bereits im Herbst gefällt und sind folglich an den Feiertagen stark ausgetrocknet. Hinzu kommt, dass die aufgeheizte Raumluft den im Haus aufgestellten Tannenbäumen und Adventskränzen ebenfalls das Wasser entzieht. Die Gefahr durch ausgetrocknete Weihnachtsbäume wird von vielen unterschätzt – die Nadeln und Zweige sind hochgradig entflammbar. „Ausgetrocknet können sich Weihnachtsbäume blitzschnell entzünden“, weiß Michael Wagner, Schadenexperte der Allianz Versicherung. „Rund 60 Sekunden – und der Tannenbaum steht verkohlt im Wohnzimmer.“
Um trockene Tannennadeln zu entzünden, genügen bereits Temperaturen von 250 bis 320 Grad Celsius. Über der Flamme erreicht eine Wachskerze eine Temperatur von 800 Grad. Fangen die ätherischen Öle und die Zellulose der Nadeln erst einmal Feuer, bleibt kaum noch Zeit zu reagieren: Der Baum brennt explosionsartig ab. Wagner erklärt: „Bis zu 1000 Grad Celsius entstehen im Zimmer, wenn der Baum in Flammen aufgeht. Die Temperaturen sind abhängig von der im Raum vorhandenen Sauerstoffmenge und von weiteren brennbaren Materialien wie beispielsweise Gardinen oder Möbelstücken. Je mehr sich im Raum befindet, desto heißer wird’s.“
Übrigens: Nicht alle Baumarten sind gleich schnell entflammbar. „Jugend forscht“ Teilnehmer konnten schon 1998 nachweisen, dass Nordmanntannen wesentlich leichter Feuer fangen als Stechfichten. Der Grund dafür ist der höhere Anteil an Monoterpenen. Diese sind u. a. Hauptbestandteil von ätherischen Ölen, die von Pflanzen in großen Mengen produziert werden. So lässt sich zum Beispiel aus einem Quadratmeter mit Nadelstreu bedecktem Waldboden bis zu ein Liter an Monoterpenen gewinnen. Sie sind mit ein Hauptgrund, warum sich Waldbrände schnell ausbreiten können.
Wer kommt für den Schaden auf, wenn die trockenen Zweige Feuer fangen?
Für Brandschäden am Mauerwerk ist die Wohngebäudeversicherung zuständig, während die Hausratversicherung für Schäden durch Feuer oder Löschwasser an der Einrichtung zahlt. Aber Achtung: Wer brennende Kerzen unbeaufsichtigt lässt, dem kann die Versicherungsleistung je nach Einzelfall gekürzt werden. Greifen die Flammen beispielsweise auf die Nachbarwohnung über, dann ist dies ein Fall für die Privat-Haftpflichtversicherung. Sie bezahlt die Schäden des Nachbarn und wehrt unberechtigte Ansprüche ab.
Mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen lässt sich das Brandrisiko reduzieren:
- Den Weihnachtsbaum keinesfalls mit Lack, Haarspray oder gar Pulverschneeimitat besprühen, weil dadurch der Brandverlauf extrem beschleunigt werden kann!
- Wachskerzen auf Weihnachtsbäumen können sehr gefährlich sein. Wenn Sie sie trotzdem verwenden wollen, ist äußerste Vorsicht ein Muss. Verwenden Sie stabile Kerzenhalter, die die Kerzen im Abstand von mindestens 30 Zentimetern zum Baumschmuck und den Zweigen halten.
- Weihnachtsbäume immer möglichst weit entfernt von Heizkörpern aufstellen durch Heizungswärme trocknen die Zweige schneller aus. Auch sollte der Baum keiner Zugluft ausgesetzt sein.
- Lassen Sie brennende Kerzen nie allein. Vorsicht, wenn Kinder oder Haustiere im Raum sind: Sie könnten den Baum zu Fall bringen oder Kerzen umstoßen.
- Halten Sie immer einen Feuerlöscher, eine Decke oder einen Eimer Wasser griffbereit, um einen aufkeimenden Brand sofort löschen zu können.
- Bevor Sie das Haus verlassen oder zu Bett gehen: Kontrollieren Sie die gelöschten Kerzen lieber einmal zu viel als zu wenig!
Verhalten im Brandfall:
- Falls der Weihnachtsbaum trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen Feuer fängt, handeln Sie schnell: Warnen Sie andere Hausbewohner.
- Bewahren Sie Ruhe. Geraten Sie nicht in Panik!
- Rufen Sie die Feuerwehr (112) so schnell wie möglich an: Wer ruft an? Was brennt? Wo? Gibt es Verletzte?
- Versuchen Sie, den Brand mit Feuerlöscher oder Wasser zu löschen.
- Schließen Sie die Türen und die Fenster in allen Räumen, um eine Ausbreitung von Feuer und Rauch zu verhindern.
- Bewegen Sie sich bei dichtem Qualm möglichst in Bodennähe (Rauch zieht nach oben, also ist der Sauerstoffgehalt der Luft am Boden höher).
- Verlassen Sie mit allen anderen Beteiligten umgehend die Wohnung. Halten Sie sich nicht auf, um irgendetwas mitzunehmen. Ihre Gesundheit ist wichtiger als Ihr Hab und Gut!
- Warnen Sie andere Hausbewohner.
Autor: Unternehmenskommunikation Allianz Deutschland AG